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Das Leben ist kein Ponyhof? Für Ralf Bogensperger schon, denn der Defensivkünstler des SV O‘/U’harnsbach hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Während seine Violetten die Kreisliga im Galopp erobern, ist für ihn das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde. Dabei muss der 26-Jährige hin und wieder vor allem sein eigenes Temperament zügeln…



Ralf Bogensperger

wohnhaft in Failshof
Familienstand: ledig
Beruf:
Landwirt
Spielerstationen:
1990 - 2001 TSV Burgebrach
2001/02 SpVgg Stegaurach
2002 - 06 TSV Burgebrach
seit 2006 SV O'/U'harnsbach

größte Erfolge:
2002 Vizemeister Bezirksoberliga
2005 Meister Kreisklasse
2009 Meister Kreisklasse
Seit eineinhalb Jahren hat Ralf Bogensperger keine einzige Pflichtspielminute für den SV O‘/U’harnsbach verpasst, wodurch ihm zweifelsohne ein maßgeblicher Anteil am glorreichen Aufstieg der Violetten zuzurechnen ist. Zweikampfstark, mit einem guten Auge für die Spielsituation und beidfüßig gut ausgestattet ist der „Zerstörer“ eine Bank im Abwehrbollwerk der Lila-Weißen. Einer, dem der Erfolg im Laufe seiner bisherigen Karriere stets hinterherlief. Schon zu Schülerzeiten „waren wir eigentlich immer Tabellenerster in unserer Klasse“, erinnert sich der 26-Jährige an glanzvolle Zeiten beim TSV Burgebrach als mit den C-Junioren eine Meisterschaft bei nur zwei Gegentoren in der gesamten Saison eingefahren wurde und den B-Junioren gar der Sprung in die Bezirksoberliga glückte. Ein Umstand, der Lust auf mehr machte und nachdem der Aufstieg ein Jahr später mit den A-Junioren nicht realisiert werden konnte, folgte er seinem guten Freund Patrick Aumüller zur SpVgg Stegaurach. Ein Jahr im Aurachtal, das in nachhaltiger Erinnerung bleiben sollte. Nicht so sehr wegen der einzigen Roten Karte, die Bogensperger sehen sollte, als er nach zwei gespielten Minuten zu einer Notbremse greifen und das Feld umgehen wieder verlassen musste, sondern vielmehr wegen der sportlichen Höhenflüge, die es mit dem Karpfen auf der Brust zu feiern gab. Der Gewinn der Hallenkreismeisterschaft und des Kreispokals wurden vom geradezu sensationellen Abschneiden in der Bezirksoberliga jedoch in den Schatten gestellt.
  „Bis zur Winterpause waren wir sogar Spitzenreiter, dann hat der 1. FC Bamberg aufgerüstet und uns haben am Ende drei Punkte gefehlt, um in die Bayernliga aufzusteigen“, bleiben Begegnungen mit dem 1. FC Lichtenfels, Bayern Hof oder der SpVgg Bayreuth dennoch in unvergesslicher Erinnerung. „Eigentlich bin ich trainingsfaul. Ich hasse Waldläufe“, fand Bogensperger jedoch an Einheiten im Fitnessstudio auf dem Spinning-Rad unter Trainer Dieter Brandt sogar Gefallen am Schuften für die richtige Leistung. „So fit wie in dieser Saison war ich nie zuvor“, fand sein Engagement in Stegaurach dennoch nach einem Jahr ein Ende, da der antrittsschnelle Verteidiger fortan in seiner beruflichen Laufbahn durchstarten wollte.


In der Saison 2001/02 wurden die A-Junioren der SpVgg Stegaurach mit Ralf Bogensperger (hi. 2.v.li.) nicht nur Vizemeister in der Bezirksoberliga, sondern auch Hallenkreismeister und Kreispokalsieger.

Landwirtschaft statt Meisterschaften

Nach seiner Ausbildung zum Siebdrucker fand er eine Anstellung in Burgwindheim, doch Bogensperger merkte schnell, dass „in einer Firma arbeiten“ nichts für ihn sei. So besuchte er folgerichtig die Landwirtschaftsschule, legte die Prüfung zum Betriebswirt ab, um schließlich sogar seine Meisterprüfung zu absolvieren. Auf dem elterlichen Betrieb, der „Green Ground Ranch“ in Failshof half er ohnehin schon immer mit und widmete sich fortan nicht nur dem eigenen Ponyhof, sondern übernahm zudem vom Großvater einen eigenen Betrieb, den er auf Bio-Landwirtschaft umstellte und sich in der Produktion und dem Vertrieb von Stutenmilch ein oberfrankenweit einzigartiges Standbein aufbauen möchte. „Dabei war ich selbst seit zehn Jahren auf keinem Pferd mehr gesessen“, kümmert sich der FC Bayern-Fan lieber um organisatorische Dinge der Pensions-Pferdehaltung. Sportlich zog es ihn zurück nach Burgebrach, wo der heimische TSV um den Klassenerhalt in der Kreisliga kämpfte. Ein Kampf, der im zweiten Jahr verloren wurde.
„Wir hatten eine junge Mannschaft und vielleicht war es gar nicht verkehrt, diese Erfahrung machen zu müssen“, gelang unter dem neu verpflichteten Trainer Johann Enk die prompte Rückkehr ins Oberhaus des Spielkreises. Mit 72 von 90 möglichen Punkten dominierte der Absteiger die Kreisklasse und sollte sich auf Anhieb wieder im Vorderfeld der Kreisliga etablieren. „Wenn wir gewonnen haben war das anschließende Training immer härter als nach Niederlagen“, wusste Enk mit den Spielern erfolgsorientiert umzugehen.

Der Weg zum Führungsspieler

Nach vier Jahren in Burgebrach war für Bogensperger dennoch die Zeit für eine neuerliche Veränderung gekommen. Höherklassige Angebote schlug er stets aus. „Das bereue ich auch nicht, denn meine Arbeit macht mir viel Spaß und ich bin äußerst zufrieden mit der Situation, wie sie ist“, folgte „Ranger“ schließlich dem Lockruf von Markus Trunk und schnürte quasi vor der eigenen Haustür für den SV O‘/U’harnsbach die Stiefel. „Das war kein Rückschritt, sondern vielmehr ein Lernprozess, denn plötzlich wurde ich zum Führungsspieler“, nahm Bogensperger die ihm zugedachte Rolle beim aufstrebenden Kreisklassisten jedoch gerne an. Behutsam sollte dort eine Mannschaft mit Blickrichtung nach vorne aufgebaut werden. Ein Unterfangen, das sich zunächst als holprig erwies. „Im ersten Jahr stand ich im Mittelfeld und hab nur in die Luft geguckt“, umschreibt der gelernte Landwirt schmunzelnd die Spielweise der Violetten, bei der die Bälle von hinten nach vorne und in die umgekehrte Richtung über ihn hinwegflogen. Ein Umstand, der sich rasch ändern sollte. Der Kader wurde sukzessive um einige erfahrene Akteure auf der einen und blutjunge, hungrige Spieler auf der anderen Seite ergänzt und so spielte sich der SV „in der Vorrunde der Saison 2008/09 in einen wahren Rausch“. Startschuss war ein überzeugendes 4:0 beim Favoriten TSV Aschbach, das den Beginn einer beeindruckenden Siegesserie darstellen sollte an deren Ende schließlich die vorzeitige Meisterschaft in der Kreisklasse stand. Als in Herrnsdorf/Schlüsselau der Aufstieg perfekt gemacht wurde, „wurden wir mit dem Hänger abgeholt, sind über Frensdorf, Vorra und Burgebrach nach Hause gefahren und haben die ganze Nacht gefeiert“, umschreibt Bogensperger den größten Erfolg in der erst 38-jährigen Vereinsgeschichte.
Von Macho Man und Paolo Maldini

Daran gab es wirklich nichts zu Meckern, auch wenn gerade das eine Eigenschaft ist, die dem dynamischen Defensivspieler manchmal selbst im Wege steht. „Das ist ein großes Manko von mir. Es gibt Spiele, da gehst du auf den Platz und weißt genau, dass du heute die gelbe Karte kriegst“, kann der eigentlich besonnene Rock-Fan auf dem Platz durchaus zum explosiven Vulkan werden. Ein „Macho Man“, so der Titel seiner Lieblingslektüre, ist er in jedem Fall nicht. Er, der seinen FC Bayern aufgrund des landwirtschaftlichen Betriebes wenn überhaupt, dann nur wochentags zu Heimspielen besuchen kann, es sich aber nicht nehmen ließ, einem Bon-Jovi-Konzert in München beizuwohnen. „Das war richtig gut, doch vor allem möchte ich es noch einmal schaffen ACDC live zu hören“, kommt das Vergnügen des Ralf Bogensperger dennoch nie zu kurz. Das Vergnügen, ihn als Mannschaftskameraden zu haben, blüht den Vereinskollegen wohl ebenso noch längere Zeit. „Paolo Maldini fand ich immer geil und der hat auch noch im hohen Alter gute Leistungen gebracht“, denkt der heute 26-Jährige noch lange nicht an ein Karriereende. Bleibt er wie bislang vom großen Verletzungspech weitgehend verschont, werden sich noch viele Stürmer an ihm die Zähne ausbeißen, bis „Ranger“ irgendwann der Sonne entgegen reitet… Wer gegen ihn spielt, muss eben schnell feststellen: Das Leben ist kein Ponyhof…


       

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